Marketing & SEO

Deine Website: Absprungrate reduzieren, Engagement steigern

Olga Kulmann 14th April 2021

Der Erfolg deines Onlineshops oder Blogs lässt auf sich zu lange warten? Oder du möchtest frischen Wind in die Segel kriegen und dein Projekt voranbringen? Ob du mit deiner Website die Internetnutzer richtig ansprichst, verstehst du ohne Webanalyse nicht. Werkzeuge wie Google Analytics, die das Geschehen auf deiner Website überwachen, liefern dir wichtige Daten zum Nutzerverhalten. Diese Messungen helfen dir nicht nur festzustellen, was schief gelaufen ist, sondern stellen auch einen Anhaltspunkt zur Optimierung dar.

Wollen sich die Nutzer auf deiner Seite aufhalten und mit deren Inhalten näher befassen, ist ein wichtiges Kriterium dafür, dass du dich in die richtige Richtung bewegst. Das bedeutet unter anderem, dass die Nutzer das Gesuchte finden, dein Angebot die Bedürfnisse deiner Zielgruppe genau trifft oder deine Inhalte einen Mehrwert bieten. Und umgekehrt: Nicht ganz grundlos wollen die Nutzer nicht auf der Website länger bleiben. Wenn die Website sofort verlassen wird, kann das auf verschiedene Probleme hinweisen – von technischen und inhaltlichen über gestalterische bis hin zu Fehlern von Marketern.

Absprungrate als UX-Faktor

Google Analytics gibt eine Auskunft darüber, wie viele Besucher mit der Website nicht interagieren wollen. Wenn ein Nutzer auf eine Seite einsteigt und sofort wegklickt, ohne weitere Seiten aufzurufen oder eine Handlung auszuführen, wird so ein Besuch als ein Absprung bezeichnet. Die Bounce Rate (Absprungrate) beschreibt den Anteil dieser Benutzer zu allen Website-Besuchern. Dieser Messwert wird als der wichtigste KPI für die UX der Website angesehen. Für die Suchmaschinen ist das ein Signal, dass deine Inhalte relevant sind und ohne Hürden in Sachen Usability konsumiert werden können.

Hohe Absprungrate – kein gutes Zeichen

Beispielsweise landen täglich 200 Personen auf einer Website. 80 davon finden das Gesuchte auf der ersten Seite nicht und gehen weg. Weitere 120 Nutzer gehen zu Unterseiten, kaufen etwas oder führen eine andere Conversion-Handlung aus. Aus der Anzahl der Besucher, die die Website sofort verlassen haben, geteilt durch die Gesamtanzahl der Besucher ergibt sich die Absprungrate von 40%. Ist das gut oder schlecht?

Pauschal gesagt gilt die hohe Bounce Rate als schlecht. Deshalb werden normalerweise möglichst niedrige Absprungraten angestrebt. Welcher Wert hoch oder niedrig ist, kommt auf eine konkrete Website und deren Ziel an. Wenn für Content-Websites die Absprungrate von 40-60% als normal gilt, beträgt dieser Wert für Landingpages 70-90%. Die Branche, in der ein Unternehmen tätig ist, ist auch in Erwägung zu ziehen. Was für die Industrie gut ist, muss nicht unbedingt ein gutes Zeichen für die Unterhaltung sein. Zu hoher oder niedriger Wert ist keine Norm und bedarf einer näheren Untersuchung.

Absprung oder Mehrwert?

Obwohl die Absprungrate für eine tiefgreifende Analyse der Website unerlässlich ist, kann sich diese Metrik als irreführend erweisen. Oft gibt die Absprungrate kein vollständiges Bild darüber, ob der Nutzer das Gesuchte auf der Website gefunden hat. Zum Beispiel, wenn es um einseitige Websites (eine kleine Firmenhomepage oder eine Zielseite zur Werbekampagne) geht, wo es ursprünglich keine Unterseiten gibt, die die Nutzer öffnen könnten. Oder man ruft einen Blogartikel auf, liest den schnell durch, findet die Antwort auf seine Frage und schließt die Website. Der Besuch der Seite war für einen Nutzer hilfreich, dennoch fließt die Sitzung in die Absprungrate ein. Als Folge werden Website-Inhalte von Google zu Unrecht  als nicht relevant angesehen und können bei hohen Werten in den Suchergebnissen herabgestuft werden. Diese und andere Nachteile der Metrik wurden bei der Arbeit an der neuesten Version von Google Analytics berücksichtigt.

Engagement Rate statt Absprungrate

In Google Analytics 4 gibt es keine gewöhnliche Absprungrate von Universal Analytics mehr. Der Analyse-Dienst misst nun nicht Besucher, die im Nu weggelaufen sind, sondern Besucher, die sich aufhalten und mit der Website interagieren. Ein neuer Messwert namens Engagement Rate lässt genauere Schlüsse darüber ziehen, ob die Website für Nutzer interessant ist.

Als Engagement Rate wird das Verhältnis der Sitzungen mit Interaktionen zur Gesamtanzahl von Sitzungen bezeichnet. Wie man der Google Analytics-Hilfe zur Sitzungsberechnung entnehmen kann, gehören zu Sitzungen mit Interaktionen:

  • eine Sitzung ab 10 Sekunden;
  • eine Sitzung mit einem Conversion-Ereignis;
  • eine Sitzung mit zwei und mehr Seitenaufrufen.

Die Metrik basiert nicht auf dem Komplex von genannten Merkmalen, sondern reicht auch eines davon, damit die Interaktion als stattgefunden gilt. Damit die Sitzung als engaged eingestuft werden kann, solltest du zuallererst dafür sorgen, dass deine Nutzer deine Website nicht innerhalb von 10 Sekunden schließen. Denn das schnelle Verlassen der Website macht weitere  Aktivitäten auf der Website so gut wie unmöglich. Es sei denn, dass du als ein Conversion-Ereignis eine Handlung definierst, die weniger als 10 Sekunden beanspruchen kann (z.B. bis zum Seitenende scrollen oder einen Social Media-Button anklicken) und deine Website ein flinker Nutzer besucht. Dann soll diese Interaktion zum Wert hinzugerechnet werden. So wie auch mehrere Seitenaufrufe, wenn auch diese weniger als 10 Sekunden dauern.

Warum die Nutzer abspringen

Die ersten Momente auf der Website sind entscheidend. Wenn etwas dem Nutzer an einer Website nicht gefällt, dann sucht er nach einer anderen weiter. Es gibt viele Gründe, warum Websites schnell verlassen werden. Die einen sind gut bekannt und lassen sich gut erkennen. Die anderen beziehen sich auf das Verhalten und Motive, deshalb lassen sich nur schwierig herausfinden. Nicht zuletzt, weil sich das Nutzerverhalten rasant ändert.

So kann ein Besucher, der sich in Preisen gut auskennt, einen Onlineshop innerhalb weniger Sekunden schließen, falls er hohe Preise für ein gewünschtes Produkt entdeckt. Es gibt zudem Onlineshops, die gute Rabatte versprechen, aber an Rabatttagen werden Preise absichtlich erhöht. Die Kunden, die auf Nachlässe warten und Preise überwachen, verlassen höchstwahrscheinlich die Shop-Seite.

Ein anderes Beispiel. Ein Nutzer verbringt jahrelang jeden Tag auf dem Nachrichtenportal wenige Sekunden, ohne jegliche Artikel aufzurufen. Warum? Denn die Überschriften zu lesen reicht völlig aus, um auf dem Laufenden über die Promi-Welt zu sein. Nicht alle halten es für nötig, Beiträge anzuklicken, die sich nur durch Namen in Überschriften unterscheiden und heißen  “….zeigt erstmals Babybauch”, “…zeigt ihr altes Foto auf Instagram”, “….überrascht mit neuem Kleid” oder „Follower missbilligen …“.

Es kann auch so passieren: Ein Nutzer setzt sich viel mit Stockbildern auseinander, daher kennt er sehr gut das Gratis-Angebot aller Ressourcen. Auf der Website eines Unternehmens sieht er plötzlich in der Sektion “Unsere Partner” kostenlose Logos von Firmen, die es überhaupt nicht auf der Welt gibt. Was tut er? Genau, die Seite wird sofort geschlossen, weil das sicherlich nicht die einzige Lüge ist.

Meine eigenen Beispiele. Da Deutsch nicht meine Muttersprache ist, muss ich viel im Web recherchieren und Tausende von Websites wegen eines einzigen Wortes bzw. einer Redewendung öffnen. Nachdem ich deren Verwendung im Satz geprüft habe (das dauert 2-3 Sekunden), klicke ich gewöhnlich weg. Ich habe mein Ziel erreicht, aber mein Besuch wirkt sich nicht gut auf die Absprungrate in Universal Analytics (oder Engagement Rate in Google Analytics 4) aus.

Mein Antivirenprogramm gehört zu besten auf dem Markt. Wie ich vor kurzem erfahren habe, hat diese sichere und so beliebte Software einen kleinen Mangel – der Scanner löst oft Fehlalarm aus. Wenn der Antivirus Alarm schlägt, muss ich die angeklickte Seite unverzüglich schließen. Denn ich weiß nicht, ob es sich um eine richtige Virengefahr oder einen Fehlalarm geht. Antiviren-Tools so wie auch andere technische Aspekte auf der Nutzerseite können auch zu Absprüngen führen.

Nutzerverhalten entziffern

Leider können wir in vielen Fällen nur vermuten, warum die Website so schnell verlassen wird. Angeführte Beispiele lassen sich nur nachträglich analysieren und zu eventuellen Gründen zählen.

  • Nr.1 – das Angebot entspricht nicht den Bedürfnissen der Kunden.
  • Nr.2 – der Leser ist nicht am Promis-Leben interessiert, gehört also nicht zur Zielgruppe des Portals, trotzdem besucht die Website.
  • Nr.3 – die Website wirkt unseriös wegen des Betrugs.
  • Nr.4. – die Inhalte bringen Nutzen, aber die Ziele der Website und des Nutzers gehen auseinander.
  • Nr.5 – Fehler einer Antivirensoftware.

So hältst du Besucher vom Absprung ab

Es ist nicht machbar, alles im Voraus zu durchdenken, um Absprünge komplett zu vermeiden. Mindestens solltest du die wichtigsten Gründe für Absprünge, auf die wir weiter eingehen, vor Augen halten und deine Website wenn nötig verbessern. So erhöhen sich die Chancen, dass ein nächster Besuch bzw. ein Kauf stattfindet.

Ladezeit in Schach halten

Beim Laden der Website zählt jede Sekunde. In den Marketingstudien geht es um ca. 3 Sekunden als die Ladezeit, die nicht überschritten werden muss. Denn die meisten Nutzer  wollen nicht länger warten, bis sie endlich Inhalte zu sehen bekommen. Außerdem wirkt eine langsam landende Website nicht mehr vertrauenswürdig.

Stelle sicher, dass deine Website schnell lädt. Teste die Ladezeit der Website mit einem Tool wie Google PageSpeed Insights. Es wertet die Ladegeschwindigkeit aus und bietet dir Empfehlungen zur Optimierung. Je nach Problem kannst du entweder deine Bilder komprimieren oder andere Verbesserungen der Ladezeit vornehmen. Die Auswahl eines Hosting-Anbieters beeinflusst auch die Geschwindigkeit deiner Website, deshalb ist es wichtig, nicht an der falschen Stelle zu sparen und auf Gratis-Angebote zu verzichten. In diesem Beitrag haben wir die besten deutschen Hoster zusammengestellt.

Was das Laden der Website angeht, so gibt es hier einiges zu beachten. Die Ladegeschwindigkeit so wie die Zeit kann sich von vielen Nutzern unterschiedlich anfühlen. Alles beschleunigt sich, und auch Websites werden immer schneller. Wenn Websites, die ein Nutzer jeden Tag massenweise aufruft, blitzschnell (z.B. 0,7 Sekunde) laden, kann deine Website auch mit 2 Sekunden Ladezeit als zu langsam empfunden werden. Die Wahrnehmung der Ladezeit ist also subjektiv. Die Ladezeit bis 3 Sekunden garantiert noch nicht, dass deine Website als langsame nicht vorzeitig geschlossen wird.

Erwartung gegen Realität

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Eine Website soll Erwartungen der Nutzer im Großen und Ganzen treffen. Es ist ganz normal, wenn Beiträge nicht so professionell, Videos nicht so spannend oder Freebies nicht so toll wie erwartet sind. Du kannst dir all die Mühe geben oder die besten Profis hinzuziehen, um gute Inhalte zu produzieren. Aber nicht alle Nutzer werden das Ergebnis zu schätzen wissen, weil Geschmäcker verschieden sind. Um zu verstehen, dass Inhalte viel zu wünschen übrig lassen, muss man durch die Website blättern und einen genauen Blick auf Inhalte werfen. Jetzt ist aber die Rede von den ersten Sekunden auf der Website. Der erste Eindruck von deiner Website sollte deine Besucher nicht enttäuschen, erschrecken oder sonstige negative Gefühle hervorrufen.

Was kann einen Besucher dazu bringen, deine Website sofort wegzugehen?

  1. Domainname passt nicht zu Inhalten der Website. Man will ein Fahrrad kaufen, klickt eine URL mit einem Wort “shop”, aber landet auf dem Beautyblog. Potenzielle Fahrradkäufer haben hier nicht zu suchen, deshalb klicken sie die Seite weg. Der Domainname muss genau wiedergeben, welchem Thema sich deine Website widmet. Mehr dazu liest du in unserem Beitrag.
  2. Hinter der Meta-Beschreibung und dem Meta-Titel, die in den Suchergebnissen ausgegeben werden, stecken Inhalte, die der Suchintention des Nutzers nicht entsprechen. Du solltest  relevante Keywords verwenden und genau beschreiben, was der Nutzer bekommt, wenn er deine Website anklickt. Andernfalls wirst du eine falsche Zielgruppe ansprechen.
  3. Veraltetes Webdesign. Unmodern aussehende Websites wirken vernachlässigt und lassen daran zweifeln, dass ein Unternehmen überhaupt zahlungsfähig ist. Alte Websites unterscheiden sich von den modernen Lösungen nicht nur in der Gestaltung, sondern stehen auch stark in der Usability nach.
  4. Schlechtes Webdesign. Das Layout ist schlecht strukturiert, Inhalte wirken auf die Nutzer verwirrend. Sollten unpassende Farb- und Schriftkombinationen, unleserliche Texte, falsche Größen und Abstände hinzukommen, erzeugt das Ganze einen unerwünschten Effekt – die Website wird als unprofessionell empfunden. Design-Fehler werden auch von Laien sofort bemerkt, wenn deine Website schlechter als die Masse abschneidet oder man sich nach dem gewünschten Content zu lange umsehen muss. Deine Website kann also genauso gut wie die anderen oder besser sein. Dritte Variante gibt es nicht. Ansonsten verlierst du viele Besucher innerhalb weniger Sekunden.

Was noch mögen die Nutzer nicht?

Die meisten Nutzer vermeiden unseriöse Websites und Anbieter. Wann wirkt die Website dubios? Wenn Inhalte von schlechter Qualität sind, falsche Informationen angegeben werden oder essentielle Daten zum Unternehmen, Seiten wie Impressum, Datenschutzerklärung fehlen. Ein reales Beispiel: Ein Unternehmen, das angeblich seit 15 Jahren auf dem Markt ist, hat auf der Website nahezu keine Informationen platziert. Texte in Blocks verfügen über einen kurzen Satz und lassen vermuten, dass ein Textersteller Inhalte kostenlos verfasste und enorm mit Wörtern geizte.

Heute finden sich im Web immer weniger Websites, die durch das SSL-Zertifikat nicht geschützt sind. Wenn das rot durchkreuztes Schloss-Symbol in der Adressleiste erscheint (der Sicherheitsindikator ist nicht aktiv), so gilt die Website nicht vertrauenswürdig und wird oft schnell verlassen.

Zu viel Werbung, bis die Augen bluten, an jeder Ecke auftauchende Popups, die den Content und Navigationselemente überdecken, oder Videos, die automatisch abgespielt werden, – all das gehört seit langem zum schlechten Ton im Web. Wenn du etwas davon auf deiner Website brauchst, dann solltest du dir gut überlegen, wie es dir gelingt, deine Besucher nicht zu nerven.

Weg mit überflüssigen Klicks! Erspare deinen Besuchern das Umschauen nach CTA-Buttons oder Formularen. Niemand will sich darin einarbeiten, wie deine Website funktioniert. Komplizierte Schritte mit vielen Klicks bringen die Nutzer oft davon ab, einen Kauf zu tätigen, einen Promocode einzulösen oder ein Whitepaper herunterzuladen. Reduziere alle Schritte zur Conversion-Handlung auf zwei-drei Mausklicks, um deinen besuchern das Leben leichter zu machen.

Fazit

Obwohl es ziemlich viele Gründe dafür gibt, warum ein Tab im Browser vorzeitig geschlossen werden kann, ist es in deiner Macht, die Absprünge etwas zu reduzieren. Solltest du dafür sorgen, erwähnte Probleme aus dem Weg zu räumen, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass sich deine Besucher mit deiner Website näher befassen.

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Tags: suchmachinen web design
Autor: Olga Kulmann
Olga Kulmann ist eine freiberufliche Autorin beim MotoCMS-Blog. Webdesign, digitale Kunst und Grafik begeistern sie immer wieder auf neue Beiträge und gehören jetzt zu drei Dingen, ohne die sie sich ihr Leben gar nicht vorstellen kann.